Entstehung eines Probiotikums

Probiotika enthalten lebende Mikroorganismen, die denen im Dünndarm enthaltenen Bakterien ähnlich sein sollen. Diese Probiotika gibt es mittlerweile in einer Vielzahl von Facetten wie z.B. Pediokokken, Enterokokken, Bazillus-Spezies, aber auch Laktobazillen und natürlich auch in unterschiedlichen Preisklassen.

Probiotika sollen in ihrer Wirkungsweise das Mikrobiom (= Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm) im Gleichgewicht halten. Dadurch kann im Dünndarm eine Schallmauer gegen pathogene (= krankmachende) Keime aufgebaut werden. Das Ziel muss sein: durch Probiotika den Einsatz von Antibiotika auf ein Minimum zu beschränken.
Diese Auswahl an Probiotika gab es vor über 20 Jahren nicht. Ich kann mich noch gut an die erste Begegnung mit probiotischen Substanzen erinnern. Ich war bei Prof. Dr. Dr. Gerlach in München zu Gast und wir diskutierten über einen Einsatz von Laktobazillen im Vogelbereich. Sie hatte über eine Doktorandin eine bahnbrechende Entdeckung gemacht. Durch den Einsatz eines Laktobazillus war es gelungen, den Dünndarm mit dieser Spezies zu besiedeln und toxische E. Coli Bakterien an ihrer Ausbreitung zu hindern.

So gut, so schön. Aber es gab zu dieser Zeit keinen Laktobazillus, der die betreffenden Funktionen erfüllte und sich auch gut reproduzieren ließ. Daher die Bitte von Frau Prof. Dr. Dr. Gerlach, ich möchte doch mal versuchen, eine derartige Spezie zu finden. Dies gestaltete sich viel schwieriger als gedacht. Ich habe in dieser Zeit sicherlich ca. hundert verschiedene Laktobazillen isoliert, aber nur einen Stamm gefunden, der all meine Kriterien erfüllte. Dies war der lactobacillus salivarius. Diesen Stamm habe ich in das bis heute legendäre Produkt PT-12 eingebaut. Dieses PT-12 Produkt habe ich über ca. 15 Jahre als Arzneimittel für Brieftauben und Vögel herstellen lassen und auch vertrieben. Dann hat die EU in „Brüssel“ die gesamte Gruppe der lactobacillus salivarius Spezies (geschätzt mehrere tausend verschiedene l. salivarius Stämme) für die Verwendung in einem Arzneimittel für Heimtiere gesperrt und mit dem Hinweis, bei der lactobacillus salivarius Spezie handele es sich um einen arzneilich wirksamen Bestandteil, der eine spezielle Zulassung benötigt. Eine derartige Zulassung war ich nicht bereit in Angriff zu nehmen, da die Kosten sehr schnell hätten die 500.000 € Marke überspringen können.

Ein Zufall kam mir dann zu Hilfe. Meine Kulturenfirma („Sacco“ bzw. „CSL“ in Italien), hatte zu dieser Zeit den lactobacillus acidophilus in Brüssel als „Zootechnischen Zusatzstoff“ („Darmstabilisator“) zugelassen bekommen. Dieser l. acidophilus weist ähnliche Charakteristika auf, wie mein früherer l. salivarius. Ich habe dann den l. acidophilus keimzahlmäßig (=Anzahl lebender Laktobazillen) so eingestellt, dass er für all meine vorgesehenen Zieltierarten passt. Dieser l. acidophilus findet sich jetzt in meinem Ac-i-pim® Produkt. Wenn ich nun auf die letzten Jahre zurückblicke, habe ich mit diesem Stamm einen Volltreffer gelandet. Die äußerst positive Resonanz auf mein Ac-i-pim® aus der ganzen Welt bestärkt mich dahingehend, alles richtig gemacht zu haben.

Kriterien für ein wirksames Probiotikum

Das wichtigste Kriterium für ein wirksames Probiotikum ist die Zahl der lebend enthaltenen Mikroorganismen. Diese Zahl wird ausgedrückt in KBE (=koloniebildende Einheiten an Bakterien). So gibt es natürlich auch Lebensmittel (wie z.B. Joghurt), die Laktobazillen enthalten. Aber diese Menge ist in der Regel zu gering, als dass eine Wirkung zu erwarten wäre. Ich habe früher regelmäßig Joghurt auf das Vorhandensein von Laktobazillen geprüft, gefunden habe ich nur sehr wenige, wenn ich etwas Glück hatte.

Jetzt unterscheiden sich die angebotenen Probiotika aber ganz entscheidend in der angegebenen Dosis der enthaltenen Mikroorganismen voneinander. Dies drückt sich natürlich auch im Verkaufspreis aus. Ich möchte hier nur auf mein Ac-i-pim® eingehen. Dieses Produkt enthält mit dem lactobacillus acidophilus den einzigen Laktobazillus Acidophilus, der in der EU für meine Zieltierarten zugelassen ist. Dies ist ein „echter“ Laktobazillus. In meiner Branche wird häufig der Name „Laktobazillus“ erwähnt – wohl eher aus werbetaktischen Gründen. Mit dem Hinweis auf Laktobazillen lassen sich wohl viele Probiotika besser verkaufen, wie es den Anschein hat. Bitte als Verbraucher genau drauf schauen, was dort steht.

Das Ac-i-pim® enthält eine extrem hohe Dosis an lebenden Laktobazillen (≥ 1×1012 KBE/kg). Wir sind hier nicht mehr im Millarden- sondern schon im Billionbereich. Wenn ich mir nun andere angebotene Probiotika anschauen, so liege ich mit meinem Ac-i-pim® in der Regel um das ca. 10- bis 1000fache höher. Hier steckt natürlich auch der Preis. Hinzu kommt, dass „echte“ Laktobazillen in der Produktion sehr teuer sind.

Aber nicht nur die Dosis an Mikroorganismen in Probiotika ist für einen Erfolg verantwortlich. Auch die Zusammensetzung eines Probiotikums und deren Verpackung hat einen entscheiden Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Beim Ac-i-pim® ist der l. acidophilus in ein sehr trockenes Medium eingelagert. Das bedeutet im Umkehrschluss: je feuchter ein Probiotikum ist, desto anfälliger ist es bei der Lagerung. Ich sehe dahingehend im wässrigen Milieu angebotene Probiotika als sehr kritisch an. Ich propagiere auch weiterhin für die tiefgefrorene Lagerung von Probiotika. Sie ist die sicherste Lagerung. Im Gespräch mit den Experten vor Ort von der Firma „Sacco“ (Kulturenhersteller in Italien) im September dieses Jahres auf die Lagerstabilität von Mikroorganismen zurückkommend, haben wir auch über eine sinnvolle Lagerung von lyophilisierten Bakterien eingehend gesprochen. Hier war einhellig die Meinung der Experten: die beste und sicherste Lagerung ist unter Tiefkühlbedingungen. So handhabe ich es mittlerweile schon über 20 Jahre. Jetzt soll niemand denken, dass das Ac-i-pim® auch bei höheren Temperaturen (Kühlschrank- oder auch Wohnraumtemperatur) extrem anfällig ist. So hat „Sacco´s“ Labor jetzt die Lagerung des „Ac-i-pim® unter Kühlschrankbedingungen (≤ 8° Celsius) über 24 Monate geprüft und keine Abweichung an lebenden Laktobazillen festgestellt. Diese Tatsache liegt weit über meinen eigenen Empfehlungen. Sehr kritisch sehe ich jedoch eine Lagerung von ≥ 30° Celsius über einen längeren Zeitraum. Dies betrifft sicherlich auch eine Vielzahl von andren angebotenen Probiotika.

Einfluss auf das Mikrobiom im Dünndarm

Das Mikrobiom im Dünndarm ist ein sehr komplexes Gebilde. So befinden sich im Dünndarm gesunder Tiere neben den Laktobazillen eine Vielzahl (in Billion Größe) anderer Bakterien, die auch ganz entscheidend bei der Verdauung und Abwehrbereitschaft gegen krankmachende Keime eine entscheidende Rolle spielen. Eine Einflussnahme auf das Mikrobiom im Dünndarm von außen, sei es über Antibiotika oder auch über fütterungsbedingte Maßnahmen, können die Zusammensetzung der Bakterienflora deutlich verändern.

Bei adulten (ausgewachsenen Tieren) hat sich schon eine bestimmte, autochthone Bakterienflora im Dünndarm festgesetzt. Diese kann zu einer positiven aber auch zu einer negativen Flora ausgeschlagen sein. Durch den Einsatz von Antibiotika gegen krankmachende Keime wird dieses Gefüge massiv verändert. Nun denken viele: wir geben 5 Tage ein Antibiotikum und anschließend 3 Tage ein Probiotikum und der Dünndarm ist wieder geheilt bzw. voll funktionsfähig. Dies ist ein großer Irrglaube. Diese Grundmeinung gibt es vor allem im Brieftaubenbereich: Anfang der Woche 2 Tage ein Antibiotikum und dann 2 Tage ein Probiotikum, um das Gewissen zu beruhigen. Nein, so funktioniert es nicht. So empfehle ich bei älteren Tieren den Einsatz von Ac-i-pim® zunächst über einen längeren Zeitraum und dann immer mal wieder eine stoßweise Anwendung. Ich habe viele Kunden, die Vögel (vor allem Wellensittiche) mit dem Problem der Makrorhabdiose (Befall mit Megabakterien) haben. Diese Vogelhalter geben mein „Ac-i-pim® sogar ständig. Dadurch können die Megabakterien im unterschwelligen Bereich gehalten werden, der für die Vögel nicht mehr so infektiös ist. Bei Jungvögeln, Jungtauben und Junggeflügel ist die Einflussnahme auf die Bakterienflora viel einfacher. Hier hat sich zwar schon über die Elterntiere eine gewisse Bakterienflora angesammelt, aber diese ist im Dünndarm noch nicht so manifestiert. So kann durch das Ac-i-pim®, bei der Verabreichung möglichst schon direkt nach dem Schlupf der Vögel, Tauben bzw. des Gefügels, die Bakterienflora in eine weniger pathogene gelenkt werden.

Welche Einflüsse nehmen nun bestimmte Nahrungsbestandteile auf das Mikrobiom im Dünndarm? Um diese Problematik zu verstehen, muss ich etwas ausholen. Laktobazillen wie auch andere nützliche Bakterien wollen zum Leben und ihrer Vermehrung einen leicht basischen pH-Wert haben. Dieser lässt sich auf einen Bereich von pH 5,6 – pH 6,8 in etwa eingrenzen. Wir wissen ja: kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Laktobazillen im Dünndarm, fällt der pH-Wert unter 5,0. Die Laktobazillen stellen ihre Vermehrung ein – und der pH-Wert steigt wiederum über 5,0. Es geht immer rauf und runter. Dies ist ein Selbstschutz der Laktobazillen. Das bedeutet auch, ein Ac-i-pim® kann nicht überdosiert werden.
Was passiert aber nun, wenn durch menschliche Einflussnahme (Gabe von organischen Säuren) der pH-Wert konstant über einen längeren Zeitraum unter einen pH-Wert von < 5 gefahren wird. Die Folge ist: die Laktobazillen stoppen ihre Vermehrung. Geschieht die Gabe von organischen Säuren nur sporadische und nur in längeren Intervallen, können wohl einige Laktobazillen im Dünndarm konserviert werden. Aber eine Vermehrung findet unter diesen Bedingungen nicht mehr statt. Was passiert aber nun konkret bei einer langfristigen pH-Wert Absenkung im Dünndarm. Die Laktobazillen und viele nützlichen Bakterien sind dann raus und das Mikrobiom gerät in Schieflage. Welche Mikroorganismen können nun aber noch im pH-Bereich von 3,0 – 4,8 existieren und sich sogar zur Vermehrung noch teilen. Dies sind dann vor allem Enterobacteriaceae (gramnegative Bakterien wie z.B. E. coli) und vor allem Hefen. Wir haben ein „Hefeproblem“ im Taubenbereich. Dies berichtete erst kürzlich eine Klinik. Sie war der Meinung, dass dieses Phänomen auf einen zu großen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen wäre. Ich sehe dies etwas anders: jahrelang wurde auf Hefen gar nicht untersucht. Habe diese spezielle Untersuchung immer wieder proklamiert. Genutzt hat es nichts. Dieses Hefeproblem haben wir sicherlich schon über viele Jahre. Ich sehe hier eher den Zusammenhang zu dem immer beliebteren Einsatz von organischen Säuren. Mit Sinn und Verstand hat dies wenig zu tun. Um ein paar Trichomonaden abzuschießen, wird ein ständiger Einsatz von Säuren proklamiert. Der Erfolg einer solchen Maßnahme ist noch nicht einmal sicher. Wir müssen bedenken: Trichomonaden zählen zu den Sekundärerregern und vermehren sich erst dann rasant, wenn die Dünndarmflora nicht in Ordnung ist. Hinzu kommt, dass verschiedene Säuren in den Stoffwechsel von Hefen eingebaut werden können. Dies kann eine weitere Vermehrung der Hefen im Dünndarm nach sich ziehen. Hefen produzieren CO2 und Alkohol. Das CO2 will ich hier mal vernachlässigen. Es kann in den Energiestoffwechsel einfließen und es erfüllt dann noch eine positive Funktion. Problematisch sehe ich in diesem Zusammenhang vor allem den produzierten Alkohol. Bei einer massiven Vermehrung von Hefen, steigt dieser bedrohlich an. Wir kennen dies Problem aus dem menschlichen Bereich: da wurden Menschen als Alkoholiker abgestempelt – ohne jemals einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben. Als Ursache wurde später ein massiver Befall von Hefen diagnostiziert. Ein worst case Szenarium haben wir bei den Tauben und Vögeln wie auch dem anderen Geflügel, wenn es zu einer Massenvermehrung der Hefen (Sproßpilzen) im Dünndarm kommt. Der von den Hefen in großer Menge produzierte Alkohol beseitigt dann den Rest an lebenden gutmütigen Bakterien. Wir kennen die Wirkungen des Alkohols ja auch aus dem medizinischen. Hier verwenden wir Alkohol zur Desinfektion u. a. von Wunden. Wir müssen auch zusätzlich bedenken: viele Hefen im Dünndarm nehmen nützlichen Bakterien, wie z.B. Laktobazillen, Platz weg. Ich rate meinen Kunden schon seit vielen Jahren: lasst die Vögel oder Tauben nach einem langen Säureeinsatz immer auch auf Hefen untersuchen. Zusätzlich sollte der Tierarzt neben dem Abstrich auf Pilznährboden auch mikroskopisch den Kot auf Hefen bzw. Sproßpilzen untersuchen. Hier sollte vor allem das Augenwerk auf sprossende Hefen gelegt werden. Findet der Tierarzt keine sprossende Hefen ist der Züchter möglicherweise noch mit einem blauen Auge davongekommen. Das bedeutet: die Hefen sind nur auf Passage im Dünndarm und haben langfristig möglicherweise keinen so großen Schaden angerichtet. Finden sich aber sprossende Hefen im Kot, dann ist davon auszugehen, dass sich die Hefen im Dünndarm sehr heimisch fühlen und schon auf Vermehrung umgeschaltet haben. Ein entsprechender Behandlungsplan gegen Hefen sollte dann mit dem Tierarzt besprochen werden.
Wie kann nun auf das Mikrobiom im positiven Sinn Einfluss genommen werden. Wie schon gesagt, können meine Laktobazillen (Ac-i-pim®) auch langfristig zum Einsatz kommen. Ich verwende das Ac-i-pim® in der Zuchtphase bei meinen Vögeln (Kardinäle und Bischöfe) ständig, d.h. täglich. Der Kot ist immer top und das Wachstum der Küken ist wirklich sehr gut. Außerhalb der Zuchtperiode verwende ich das Ac-i-pim® phasenweise. Immer mal wieder 2-3 Tage am Stück. Jetzt kann aber noch viel mehr gemacht werden, um die nützlichen Bakterien im Dünndarm besser zu etablieren. Hier sind vor allem Ballaststoffe sehr wichtig. Dahingehend habe ich auch mein Ergänzungsfuttermittel-Sortiment ausgerichtet. Das Fru-tin-fluid®, vor allem bekannt durch den enormen Klebeeffekt, liefert durch das enthaltene Inulin aus der Zichorienpflanze den Laktobazillen zusätzlich Nahrung für eine starke Vermehrung. Das Tarsin mit den vielen Ballaststoffen aus verschiedenen Gemüsesorten liefert eine weitere kohlenhydratreiche Komponente den Laktobazillen zur Vermehrung. Ich habe mal früher den Einfluss von Fru-tin-fluid® und Tarsin auf das Wachstumsverhalten von Laktobazillen untersucht. Das Ergebnis war: ein 1000fach stärkere Vermehrung von Laktobazillen durch den Einsatz beider Komponenten. Als weiteres darf das Frucht-mash nicht vergessen werden. Auch dies enthält durch eine Vielzahl verschiedener pulverisierter Früchte eine große Menge an Ballaststoffen.

Wie ich jetzt dargestellt habe, können wir es mit einfachen Mitteln schaffen, ein Mikrobiom im Dünndarm zu schaffen, das allen Widrigkeiten trotzt. Wir müssen einfach nur verstehen, was im Körper vorgeht und nicht abgeneigt sein, unnötigen Ballast abzuwerfen.